Herbst

GenieรŸen und den Alltag vergessen

Zeit zum Wachsen und Reifen. Im Ergebnis krรคftig und fruchtig, komplex und cremig, elegant und perfekt ausbalanciert. Fรผr Ihren Genuss.

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Kontrolliertes Nichtstun im Keller

Im Dezember und Januar ist es ruhig geworden im Keller. Das markante Blubbern der bei der Gรคrung entweichenden Kohlensรคure hat aufgehรถrt. Wie kann mehr Qualitรคt trotz weniger Aufwand entstehen?
Die Weinqualitรคt entsteht im Weinberg. Auf die Traube kommt es an. Sie sollte mรถglichst reif und immer eigentlich auch mรถglichst gesund sein, wenn sie geerntet wird. Das ist das Ziel aller Arbeiten im Weinberg. Vom Rebschnitt im Winter รผber die Laubarbeiten im Frรผhjahr und Sommer bis zur Lese im Herbst, wird sehr viel Zeit darauf verwendet Reife und Qualitรคt zu fรถrdern. Dabei gibt es unzรคhlige kleine Stellschrauben, um einen Einfluss auf die Traubenqualitรคt zu nehmen. Fast wie ein Fass ohne Boden. Ist der Wein erst einmal im Fass, sind die Mรถglichkeiten eigentlich nur noch gering. Da ist weniger sogar manchmal mehr. Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Fangen wir also von vorne an โ€“ mit der Traube.Wie oben beschrieben, sollte die Traube nach der Ernte reif und gesund im Weingut ankommen. Als Transportbehรคlter dienen 800 Liter Kunststoffbรผtten, die stapel- und drehbar sind. Gleich im ersten Schritt beginnen sich die Verarbeitung von roten und weiรŸen Trauben zu unterscheiden.


Zur Rotweinherstellung werden Sie an anderer Stelle noch einmal lesen kรถnnen. WeiรŸe Trauben und rote Trauben, aus denen Rosรฉwein entstehen soll, werden in eine Traubenmรผhle gekippt, die die Beeren leicht angequetscht, ohne jedoch die gerbstoffreichen Kerne zu verletzen. รœberhaupt geht es nun darum, die Trauben schonend zu behandeln. Daher werden die gequetschten Trauben (=Maische) wieder von einer Transportbรผtte aufgenommen, in der die Maische auf das Auspressen (=Keltern) warten. Die Wartezeit zwischen Quetschen und Keltern bezeichnet man als โ€žMaischestandzeitโ€œ, wรคhrend der viele Inhaltsstoffe und Mineralien aus Fruchtfleisch und Schale in den Saft (=Most) der Trauben gelangen. Nach 4-12 Stunden wird die Maische in die Presse (=Kelter) gekippt, das sogenannte โ€žAufschรผttenโ€œ erfolgt ohne mechanische Belastung der Maische. Der Pressvorgang kann nun beginnen. In der zylindrischen Kelter befindet sich ein โ€žTuchโ€œ, das mit einem Kompressor bei max. 1,4 bar Druck gegen den zur Hรคlfte geschlitzten Zylindermantel gedrรผckt wird. Der freiwerdende Saft kann nun durch die Schlitze nach unten in eine Wanne flieรŸen. Das Keltern dauert etwa 90 Minuten, wobei etwa 0,75 Liter Most aus einem Kilogramm Trauben gewonnen wird.

Dieser Most ist zunรคchst sehr trรผbe, da beim Keltern auch Teile aus dem Fruchtfleisch oder den Schalen mit in den Saft gelangen. Dieser Trubanteil ist bis zu einem gewissen Grad wichtig fรผr die Vergรคrung, weil an ihm Nรคhrstoffe fรผr die Hefe gebunden sind. Tatsรคchlich bedeutet ein zu viel an trรผbenden Stoffen aber auch unerwรผnschte Folgen fรผr die Vergรคrung. Denn derart โ€žgefรผttertโ€œ, verlรคuft die Gรคrung oft zu schnell und damit auch zu warm. Aromen und Alkohol werden dann von der sich entbindenden Kohlensรคure aus dem Gรคrbehรคlter gerissen. In der Folge riecht es im Keller zwar gut, im spรคteren Wein fehlen diese Stoffe aber. Die einfachste Methode zur โ€žKlรคrungโ€œ der Moste ist das Sedimentieren รผber Nacht. Dabei setzen sich die schweren Trubteile ab, der โ€žblankeโ€œ Most wird mit einer Pumpe abgezogen. Die nachfolgende Gรคrung verlรคuft in der Regel innerhalb von zwei bis vier Wochen bis zur vollstรคndigen Vergรคrung des Zuckers durch natรผrliche Hefen, die sich auf den Trauben befinden oder zugesetzt wurden. Nun wird der โ€žSteigraumโ€œ, der wรคhrend des Gรคrprozesses 5-10ย % des Volumens eines Gรคrbehรคlters ausmacht und Platz fรผr die manchmal schรคumende Gรคrung bietet, aufgefรผllt.

Danach beginnt eine Phase von 10 bis 12 Wochen, in der nur auf die vollstรคndige Befรผllung der Tanks geachtet wird, um eine Oxidation des Weines zu vermeiden und wรคhrend der gelegentlich verkostet (๐Ÿ˜‰) wird. Frรผher war es รผblich den gerade durchgegorenen Wein direkt von der Hefe abzutrennen. Der โ€žAbstichโ€œ genannte Vorgang, erfolgte dann im noch relativ warmen Keller bei Wein-Temperaturen von bis zu 20 Grad.

Der notwendige Pumpvorgang strapazierte den jungen Wein, Kohlensรคure und Aromen entwichen dabei in hohem MaรŸe. Vor allem aber beraubte der Abstich den Wein von dem groรŸen Potenzial, das in der Hefe steckt. Verbleibt die Hefe fรผr lรคngere Zeit im Wein stirbt sie bald ab, da keine Energiequelle mehr in Form von Zucker in ihrem โ€žNรคhrmediumโ€œ รผbrig ist. Dem Absterben folgt die sogenannte Autolyse der Hefezellen durch die zelleigenen Enzyme. Die dabei freiwerdenden Aminosรคuren und Mannoproteine harmonisieren und stabilisieren das Geschmacksbild der Weine. Es entsteht der Eindruck von โ€žMundfรผlleโ€œ, die einer Nachhaltigkeit des Weines im Mund entspricht, auch โ€žLรคngeโ€œ oder โ€žSchmelzโ€œ des Weines genannt. Aber das ist nur erreichbar, wenn man den Wein fรผr einige Wochen oder gar Monate sich selbst รผberlรคsst โ€“ und eben nichts tut.

Dieser Prozess endet erst mit den Vorbereitungen fรผr die Flaschenfรผllung. Vier bis sechs Wochen vor dem Fรผlltermin werden die ersten WeiรŸ- und Rosรฉweine gefiltert. Mittlerweile ist die Hefe fast komplett auf den Boden der Fรคsser und Tanks abgesunken. Der kaum noch trรผbe und nun sehr kalte Wein, lรคsst sich recht einfach, unter kontinuierlicher Zugabe von Zellulose und Kieselgur (hauptsรคchlich aus den Schalen fossiler Kieselalgen gewonnenes Pulver), die beim Durchstrรถmen auf einen Siebtrรคger aufgebracht wird, von den restlichen Hefen befreien. Nach einer kurzen Zeit, in der noch etwas Weinstein ausfรคllt, ist der Wein โ€žfรผllfertigโ€œ. Die anschlieรŸende Flaschenfรผllung ist das Ende des langen Prozesses der Bewirtschaftung im Weinberg und der Kellerarbeit. Ab jetzt ist der Verkauf gefragt โ€“ und danach Sie, als genieรŸender Konsument unseres Produktes. Prosit!


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